Martha Kazungu
The Motif of Translation
Navigating the extensive photo archives of the Museum am Rothenbaum - Kulturen und Künste der Welt (MARKK), an unnamed and undated photograph of three children stops me in my tracks, awakening personal memories of being made to pose for photographs. I think about the agonizing constructs of perception born of language and translation, such as how the act of taking a photograph varies in different languages. In English and German, the action is one of “taking” or “making” a photograph and “Foto machen” or “Foto schießen” respectively. However, among several Bantu-derived languages, for example in Kiswahili, the predominant language of East Africa, you would say “kupiga picha”; while in my first language, Lusoga, spoken in Eastern Uganda, the expression is “kukuba ekifananyi.” The literal translation for these two languages is “beat the photograph.” To liken the act of taking a photograph to a beating or the action of “shooting” (as per the English) means that taking a photo has and continues to bear the traces of a violent and painful event.
In Raw Histories, the visual anthropologist Elizabeth Edwards alludes to the association of photographs with painful acts. She suggests that photographs can be painful, not only in subject matter but in their modes of truth-telling. Photographs perform histories in material ways, and this framed reality has a rawness.1 However, beyond the intrinsic quality of the photograph itself, I consider here the action of taking images as potentially painful encounters. In my own accounts of being photographed, selective acts of perception not only erased my childhood from family photographs but gave me the appearance of being startled in the few where I do appear.
The unnamed photograph deserves an interpretative reading beyond challenging my own sense of evading cameras as a child. The casual grace of the children’s presence in spite of their formal positioning points to an important form of photographic subjectivity enacted within the image’s staged aura. On the right, a girl leans slightly into the centre, just enough to have her right hand provide a cradle for the side of her face. Her left hand rests on her gown, which is nearly monochrome except for ringed designs on the collar and cuffs. The slight slope of the boy’s body in his supported position on the middle rock provides a subtle contrast. To the left is another girl, her disposition confident and her gaze steady. With both hands and feet intertwined, the tasselled ends of the headscarf frame her face and create the impression of dangling earrings.
The composure of the children and their attention to the act of being photographed constructs the photograph as a memory, perhaps not for the subjects or the imagemaker, but for audiences thereafter. Although the circumstances under which this photo was taken remain unknown, the scant information accompanying the photograph gives the names of Massanda, Ibrahim, and Leham, and suggests that these were children of the Bedouin and Fellahin in Egypt. To give this account of the photograph and the photographed is to engage possibilities for reading and interpreting beyond the omissions of the archive.
Das Motiv der Übersetzung
Beim Durchstöbern der umfangreichen Fotoarchive des Museum am Rothenbaum – Kulturen der Künste der Welt (MARKK), lässt mich eine unbenannte und undatierte Fotografie von drei Kindern innehalten, persönliche Erinnerungen wachrufend, selbst für Fotos posieren zu müssen. Ich denke an die quälenden Konstruktionen der Wahrnehmung, ausgehend von Sprache und Übersetzung, in denen sich der Akt des Fotografierens in den verschiedenen Sprachen unterscheidet. In Englisch und auf Deutsch wird der Vorgang des “Aufnehmens” oder “Herstellens” einer Fotografie mit ein “Foto machen” oder ein “Foto schießen” bezeichnet. Während in mehreren abgeleiteten Bantusprachen, zum Beispiel auf Kiswahili, der vorherrschenden Sprache Ostafrikas, es “kupiga picha” heißt; und in meiner Muttersprache, Lusoga, der Sprache Ostugandas, der Ausdruck dafür “kukuba ekifananyi” ist. In der wörtlichen Übersetzung beider Sprachen bedeutet es “ein Foto schlagen”. Den Vorgang des Fotografierens mit Prügel oder dem Akt des “Schießens” (wie im Englischen) zu vergleichen, bedeutet, dass das Fotografieren Spuren eines brutalen und schmerzhaften Ereignisses enthält und weiterhin in sich trägt.
In Raw Histories spielt die Visuelle Anthropologin Elizabeth Edwards auf die Wahrnehmung von Fotografien im Zusammenhang mit schmerzhaften Handlungen an. Sie weist darauf hin, dass Fotografien nicht nur in Bezug auf den Inhalt schmerzhaft sein können, sondern auch in der Art und Weise, wie sie Wahrheit abbilden. Fotografien stellen Geschichten als Materie dar, und dieser gerahmten Realität ist eine Rohheit zu eigen.1 Jenseits dieser intrinsischen Qualität von Fotografie betrachte ich hier zunächst Akte des Fotografierens als potenziell schmerzhaften Begegnungen. In meiner Erinnerung des Fotografiertwerdens löschten ausgewählte Momente der Wahrnehmung nicht nur meine Kindheit aus den Familienfotos aus, sondern ließen mich auch, auf den wenigen Aufnahmen, auf denen ich zu sehen bin, aufgeschreckt erscheinen.
Die unbenannte Fotografie verdient eine besondere Betrachtung, jenseits meines Gefühls, als Kind den Kameras aus dem Weg gegangen zu sein. Die ungezwungene Anmut und Anwesenheit der Kinder verweist, trotz ihrer formalen Aufstellung, auf eine wichtige Form fotografischer Subjektivität, die sich innerhalb der inszenierten Aura des Bildes abspielt. Auf der rechten Seite lehnt ein Mädchen leicht zur Mitte hin, gerade so weit, dass ihre rechte Hand eine seitliche Wiege für ihr Gesicht formt. Ihre linke Hand ruht auf ihrem Gewand, das, mit Ausnahmen von Rankenmustern auf Kragen und Manschetten, fast einfarbig ist. Auf dem mittleren Felsen sorgt der leichte erhöhte Körper des Jungen, in seiner abgestützten Position, für einen subtilen Kontrast. Links steht ein weiteres Mädchen, mit selbstbewusster Haltung und festem Blick. Mit ineinander verschränkten Händen und Füßen umrahmen die Quastenenden des Kopftuchs ihr Gesicht und erwecken den Eindruck baumelnder Ohrringe.
Die Haltung der Kinder und ihre Aufmerksamkeit beim Akt des Fotografierens konstruieren die Photographie als einen Moment der Erinnerung, vielleicht weniger für die Subjekte oder den Bildermacher selbst, als für das spätere Publikum. Obwohl die Umstände, unter denen dieses Foto aufgenommen wurde, unbekannt bleiben, geben die spärlichen, beigefügten Informationen die Namen von Massanda, Ibrahim und Leham wieder, und legen nahe, dass es sich dabei um die Kinder von Beduinen und Fellachen in Ägypten handelte. Diesen Bericht über die Fotografie und die Fotografierten geben zu können, eröffnet Möglichkeiten der Lektüre und Interpretation, jenseits der Auslassungen des Archivs.
Elizabeth Edwards, Raw Histories: Photographs, Anthropology and Museums (Oxford: Routledge, 2001).
© 2022 8th Triennial of Photography Hamburg 2022 and the author